2. Berufsorientierung über den Schulabschluss hinaus
Die Arbeitswelt verändert sich, während Berufsorientierung meist am Übergang von der Schule in nachschulische Bildungswege endet.
Zahlen und Fakten
Jährlich starten bundesweit fast 250 000* Jugendliche im Übergangssektor (Berlin: 2024: 8 650**). Fachkräfte, die junge Menschen im Übergangsektor begleiten, schätzen: 26,3 % könnten sofort in Ausbildung einmünden, 36,4 % mit professioneller Begleitung; 37,3 % benötigen weitergehende Unterstützung. Das spricht für dauerhafte, passgenaue Beratung über den ersten Übergang hinaus, um Potenziale schneller in Ausbildung zu überführen.
Darüber hinaus ist eine passgenaue Beratung und Weiterbildung ein gutes Mittel, um vorzeitigen Ausbildungsabbrüchen entgegen zu wirken. So ist zum Beispiel das Risiko die Ausbildung vorzeitig zu beenden, doppelt so groß, wenn der tatsächliche erreichte Ausbildungsplatz aufgrund von Kompromissen bei der Ausbildungsplatzsuche deutlich von den ursprünglichen Ausbildungsplatzwünschen abweicht.
Ziele und Maßnahmen
Individuelle, lebenslange und berufsbegleitende Beratung und Unterstützung stärken:
- Neben der Förderung der individuellen beruflichen Entwicklung durch allgemeinbildende und berufliche Schulen Berücksichtigung des Aspekts der betrieblichen Berufsorientierung
- Sicherstellung, dass junge Menschen durch eine Anschlussorientierung der Angebote in der Übergangsphase die Voraussetzungen für eine Ausbildung erwerben und zeitnah in diese übergehen können
- „Ganzheitliche Unterstützung des beruflichen Werdegangs“ der Handwerkskammer Berlin als Beispiel für eine umfassende Begleitung:
Die Handwerkskammer Berlin engagiert sich intensiv dafür, junge Menschen auf ihrem Weg ins Handwerk umfassend zu begleiten. Mit der „ganzheitlichen Unterstützung des beruflichen Werdegangs“ bietet sie qualitativ hochwertige Beratung und Integrationsbegleitung an, die individuell auf die Bedürfnisse der Zielgruppen abgestimmt ist.
Im Zentrum steht dabei die persönliche Beratung. Junge Menschen erhalten individuelle Unterstützung bei Fragen rund um ihre berufliche Orientierung, Karriereplanung und den Übergang in Ausbildung oder Beruf. Hierbei kooperiert die Kammer unter anderem mit den Berliner Innungen, der Betriebs- und Bildungsberatung sowie der Jugendberufsagentur.
Ein weiterer zentraler Bestandteil ist der Zugang zu branchenspezifischen Netzwerken. Junge Fachkräfte können vom Austausch mit erfahrenen Handwerkerinnen und Handwerkern profitieren und an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen. Dabei arbeitet die Handwerkskammer eng mit Partnern wie den Unternehmerfrauen im Handwerk (UFH), den Handwerksjunioren, der Senatsverwaltung, dem Azubi-Beirat und dem Senior Expert Service (SES) zusammen.
Zur gezielten Förderung individueller Potenziale bietet die Handwerkskammer außerdem eine Vielzahl an berufsbegleitenden Qualifizierungsangeboten an. Diese stärken nicht nur die fachlichen Kompetenzen, sondern fördern auch den beruflichen Aufstieg. Unterstützt wird dieses Weiterbildungsangebot durch die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften, der Agentur für Arbeit und der Azubi-Akademie.
Gesellschaftliche Dynamiken und Veränderungen der Arbeitswelt berücksichtigen:
- Förderung der Exploration im Berufswahlprozess
- Branchenspezifische Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten und Angebote zur Erhöhung des Fachkräftepotenzials über die primäre Berufswahl hinaus
- Möglichst hohe Passung von Berufswahlmotiven und Berufspraxis für die Sicherung des Verbleibs im Beruf
- Befähigung zu einer ausgeprägten berufsbiografischen Gestaltungskompetenz
- Integration von selbstverantworteter Erwerbsarbeit in die berufliche Orientierung
Strategischer und zielgerichteter auf die Bedürfnisse von Neuzugewanderten eingehen:
- Entwicklung und Ausbau spezifischer Berufsorientierungs- und Qualifizierungsprojekte für Neuzugewanderte
- Ausbau von Sprachförderung und interkultureller Angebote
- Beratung und Begleitung vor, während und nach der Ausbildung bzw. Qualifizierung zu beruflichen Weiterentwicklungen (Laufbahnberatung)