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Baukulturelle Bedeutung und ökologische VorteileDie Sanierung von Kastenfenstern verbessert die Klima- und Umweltbilanz

Es gibt in Berlin immer noch ca. eine Mio. Kastenfenster. Ihr Erhalt hat nicht nur baukulturelle Gründe, weil Kastenfenster aus Holz von den Berliner Denkmalschutzbehörden grundsätzlich als besonders erhaltenswerte Bausubstanz eingestuft werden. Mindestens genauso wichtig sind ökologische Gründe.





Bewährte Konzepte zur Sanierung

Bereits im Jahr 2001 belegte ein von der Berliner Wirtschaftsverwaltung gefördertes Forschungs­projekt, dass und wie Holzkastenfenster saniert und energetisch ertüchtigt werden können. Ergebnis dieses Projektes war der  Leitfaden HO.09 (Link zum Online-Shop des Verbands Fenster & Fassade, VFF). Er belegte schon vor mehr als 20 Jahren eindrucksvoll, dass die fachgerechte Sanierung des Kastenfensters fast immer möglich ist. Mit dem Austausch der (Innen-)Scheiben kann es auch energetisch auf einen modernen Standard gebracht werden.  Dafür wird eine Leiste auf den Innenflügel gesetzt, um der neuen Doppelglas-Scheibe Halt zu geben. Messungen haben belegt, dass die so sanierten Kastenfenster U-Werte von 1,1 bis 1,3 W/m²K erreichen. Damit kann sich das sanierte Fenster durchaus mit modernen dreifach verglasten Fenstern messen.

Dennoch werden noch immer viele, grundsätzlich intakte Kastenfenster ausgetauscht – häufig gegen vermeintlich günstigere PVC-Fenster. Das hat oft fatale Folgen, denn vielfach hat der Einbau von neuen Fenstern durch den Wegfall des Kastens eine deutlich kältere Wand in der Fensternische zur Folge, was dort zur Schimmelbildung führt. Auch haben PVC-Fenster konstruktionsbedingt deutlich breitere Profile, die den Glasanteil um 20-30% reduzieren und damit auch den Lichteinfall in die Räume mindern.





Ökologische Vorteile liegen auf der Hand

Aber nicht nur diese Vorteile sprechen für die Sanierung und gegen den Austausch der Fenster. In mehreren Untersuchungen wurden ökobilanziell untersucht, welche ökologischen Effekte die Sanierung im Vergleich zum Austausch hat. Die Ergebnisse sind eindeutig. Das Institut für Fenstertechnik (ift) in Rosenheim  hat dieses Thema 2017 ausführlich untersucht. Nicht nur werden bei der Sanierung im Vergleich zum Neubau erhebliche Mengen an Material eingespart (33,2 kg biogener Rohstoff pro m² Fenster). Dem stehen natürlich auch entsprechend verminderte Abfallmengen gegenüber. Auch die Einsparung an Energie ist wirklich eindrucksvoll. Die Komplett-Sanierung jedes Quadratmeters Kastenfenster erspart der Umwelt einen Energieaufwand von etwa 1000 kWh Energie verglichen mit dem Einbau eines neuen PVC-Fensters. Der Neubau eines Holzfensters ist noch aufwendiger. Dabei steht die Energieeinsparung beispielhaft für eine ganze Reihe von Umweltparametern (Treibhaus, Eutrophierung, Versauerung etc.) die alle sehr deutlich zugunsten der Sanierung ausfallen. Deshalb spricht auch der ökologische Fußabdruck eindeutig für die Sanierung von Kastenfenstern.

Auch eine Betrachtung der Lebenszykluskosten spricht eindeutig für die Sanierung. Ein Kastenfenster hat im Durchschnitt schon eine Lebenszeit von mehr als 100 Jahren hinter sich. Trotzdem sind die Fenster weiter funktionsfähig und haben nach einer sachgerechten energetischen Sanierung eine weitere Lebenserwartung von mindestens weiteren 80 Jahren. Ein neues PVC-Fenster kann sich damit nicht messen.

Voraussetzung für eine entsprechend lange Lebenszeit ist eine regelmäßige Wartung der Holzfenster. Dazu gehört eine Begutachtung durch einen Fachbetrieb und die Beseitigung kleinerer Mängel zum Beispiel an den Wasserschenkeln. Dadurch können die Instandhaltungsintervalle deutlich verlängert und im Lebenszyklus weitere Kosten eingespart werden.





Rechtliche Selbstverpflichtung des Landes Berlin bei mangelhafter Umsetzung

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse hat das Land Berlin im Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz (BerlAVG) alle öffentlichen Vergabestellen der unmittelbaren Landesverwaltung verpflichtet, „Eingebaute sanierungsbedürftige Kastenfenster sind instand zu setzen.“ So ist das in der Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt des Landes Berlin unter Punkt 27 explizit geregelt. Allerdings ist vielen Stellen diese Selbstverpflichtung des Landes offensichtlich nicht ausreichend bekannt, weil immer wieder auch in öffentlichen Gebäuden Kastenfenster ersetzt werden.





Runder Tisch Kastenfenster setzt sich für die Sanierung ein

Auf Initiative der Handwerkskammer hat vor einigen Jahren ein Runder Tisch Kastenfenster gegründet, in dem die Tischler-, Glaser- und Maler- und Lackiererinnung, die Architektenkammer, der BAKA e.V., die oberste Denkmalschutzbehörde, der AK-Energie e.V. und die HTW vertreten sind. Ziel des Runden Tisches ist es, das Wissen zum Thema Kastenfenster weiter zu verbreiten und sich auf politischer Ebene dafür einzusetzen, dass die baukulturelle Bedeutung des Kastenfensters gewürdigt und die ökologischen Vorteile der Sanierung zum Beispiel bei der Gestaltung von Förderprogrammen des Landes berücksichtigt werden.

Aus Mitteln der Aktionsprogramms Handwerk hat die Handwerkskammer 2021 eine 16seitige  Entscheidungs­hilfe zur Sanierung von Kastenfenstern erarbeiten lassen und eine Weiterbildung für interessierte Betriebe konzipiert. Die Entscheidungshilfe beschreibt die Arbeitsschritte zu einer fachgerechten Sanierung und vergleicht die Kosten mit einer einfachen Reparatur ohne energetische Verbesserung und einem Fenstertausch.



Neuer Koalitionsvertrag positioniert sich in die richtige Richtung

Die neue Berliner Regierungskoalition hat in ihrem Vertrag vom April 2023 vereinbart:
„Wir werden das innovative und klimaneutrale Bauen, den Einsatz und die Entwicklung zukunfts­fähiger und nachhaltiger Bauprodukte und Baustoffe, wie insbesondere Holz, befördern. Dazu zählen insbesondere wiederverwendbare Ressourcen… Um Stoffkreisläufe zu schließen und nachhaltiges Bauen zu unterstützen, werden wir die Nutzung von Recyclingbaustoffen vereinfachen und streben eine entsprechende Bundesratsinitiative an. Außerdem wollen wir im Sinne einer neuen Umbaukultur verstärkt Gebäude erhalten und umwidmen, …“

Jetzt gilt es, diese Ideen in die Praxis umzusetzen. Die Akteure des Runden Tisches Kastenfenster sind zur Unterstützung gerne bereit und bringen ihr fachliches Knowhow in die die Gestaltung entsprechender Rahmen­­bedingungen ein.

Peter Schrage-Aden
AK Energie Steglitz-Zehlendorf

Dr. Martin Peters
Handwerkskammer Berlin





Ansprechpartner

Ihre Fragen zur Sanierung von Kastenfenstern richten Sie bitte gerne an:

 

Dr. Martin Peters

Abteilung Wirtschaftspolitik

Tel. +49 30 259 03 - 460

peters--at--hwk-berlin.de