Präsidentin Carola Zarth und Hauptgeschäftsführer Jürgen Wittke
Handwerkskammer Berlin
Präsidentin Carola Zarth und Hauptgeschäftsführer Jürgen Wittke

Energiewende sucht Handwerker

Pressemitteilung der Handwerkskammer Berlin vom 20. Mai 2022


Die Energiewende wird durch die aktuellen Krisen immer dringlicher. Aktiver Umwelt- und Klimaschutz soll so schnell wie möglich unabhängiger von fossilen Energien machen. Dieses Ziel ist ohne das Handwerk nicht umsetzbar. Die Energiewende braucht Handwerker.     

Das Berliner Handwerk unterstützt die Kunden im Bau- und Ausbaubereich, nimmt energetische Sanierungsmaßnahmen an der Gebäudehülle vor und ist kompetent in der Anlagen- und Gebäudetechnik, die beim Energiesparen eine große Rolle spielt.

Die Berliner Handwerkskammer hat wie in jedem Jahr eine Frühjahrs-Umfrage zur Konjunktur in Berlin unter seinen Betrieben durchgeführt. Die aktuellen Geschäfte der Berliner Handwerksbetriebe laufen gut. Durch die fortschreitenden Lockerungen der Corona-bedingten Beschränkungen konnte das Berliner Handwerk Schritt für Schritt zu einer einigermaßen normalen wirtschaftlichen Tätigkeit zurückkehren. Das zentrale Problem der Handwerksbetriebe bleibt jedoch der Fachkräftemangel. Seit 2019 ist die Zahl der Beschäftigten im Berliner Handwerk rückläufig. Aktuell können nur 12 Prozent der Betriebe zusätzliches Personal einstellen, 25 Prozent mussten sich von Mitarbeitern trennen. Nichtsdestotrotz sind die Betriebe zuversichtlich, dass sie in den kommenden Monaten noch Personal einstellen können.

"Die Zukunft liegt in den Händen der Handwerker und Handwerkerinnen. Wir stehen vor der größten Herausforderung der jetzigen und der kommenden Generation: der Energiewende. Das Handwerk spielt dabei die entscheidende Rolle. Der Ausbau erneuerbarer Energien und innovative Lösungen in Sachen Energieeffizienz können nur mit dem Handwerk umgesetzt werden. Deswegen suchen Betriebe auch jetzt Nachwuchskräfte, die die Zukunft des Handwerks und damit unser aller Zukunft sichern wollen. Der geplante Klima- und Umweltschutz ist mit den derzeitigen Fachkräften leider nicht zu schaffen. Wir brauchen dafür junge, engagierte, angehende Klimaretter im Handwerk. In ein paar Wochen gibt es Zeugnisse an den Berliner Schulen. Liebe Schulabgänger und Schulabgängerinnen, bewerbt euch jetzt", sagt die Präsidentin der Handwerkskammer Carola Zarth. "Die Energiewende ist ohne das Handwerk reine Theorie. Es gibt viel zu tun – packen wir es gemeinsam an."

Die Ungewissheit hinsichtlich der Auswirkungen des Ukraine-Krieges, weiterhin bestehende Probleme in den Lieferketten, die sich zunehmend beschleunigende Inflation und vor allem der Fachkräftemangel – all das beeinflusst die Erwartungen der Betriebe. Ein Viertel der Betriebe geht trotz wegfallender Corona-Einschränkungen von einer Verschlechterung ihrer Geschäftslage aus, 19 Prozent erwarten eine Verbesserung. Der Geschäftsklimaindex, der sowohl die aktuellen Einschätzungen der Geschäftsergebnisse der letzten sechs Monate als auch die Erwartungen der Betriebe für die kommenden sechs Monate einschließt, ist dagegen gestiegen.

"Zusammenfassend kann man sagen: Das Handwerk kommt wieder in Fahrt – wenn auch mit Tempolimit beim Blick in die Zukunft. Insgesamt gewinnt der Geschäftsklimaindex des Berliner Handwerks im Vergleich zum Vorjahr acht Zähler und steht nun bei 107 Punkten. Das ist eine positive Nachricht. Ob sich dieser Aufschwung allerdings auch in den kommenden Monaten fortsetzen wird, darüber herrscht Skepsis unter den Betrieben. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, Fachkräftemangel, weiterhin gestörte Lieferketten und eine hohe Inflationsrate können die Handwerkskonjunktur nachhaltig belasten", so der Hauptgeschäftsführer der Berliner Handwerkskammer Jürgen Wittke. "Doch das Handwerk bleibt trotz allem optimistisch. Besonders erfreulich ist, dass nur noch 15 Prozent der Betriebe von schlechten Geschäften berichteten, vor einem Jahr waren es noch 23 Prozent. Insgesamt bewerteten 85 Prozent der Befragten ihre aktuelle Lage als gut oder befriedigend."

Die Lockerungen der Corona-Maßnahmen führten in den vergangenen Monaten zu einem Anstieg der Nachfrage nach handwerklichen Leistungen und Produkten. Das Auftragspolster sichert derzeit im Durchschnitt Arbeit für die nächsten 12,4 Wochen. Noch vor einem Jahr lag die Auftragsreichweite bei knapp 10 Wochen. Allerdings konnten aufgrund von Lieferengpässen in einigen Bereichen Aufträge zum Teil nur verzögert ausgeführt werden.

Die Produktions- und Dienstleistungskapazitäten waren zu 84,7 Prozent ausgelastet. Im Frühjahr 2021 lag diese Quote noch bei 78,5 Prozent. Dies dürfte jedoch nicht nur an der verbesserten Auftragslage liegen. Mit der zunehmenden Normalisierung der Geschäftstätigkeit in vielen Branchen verbesserten sich auch wieder die Umsätze. Der Saldo zur Bewertung der Umsätze steigerte sich gegenüber dem Vorjahreswert um 30 Zähler und liegt mit seinen 2 Punkten nun wieder im positiven Bereich. Nach wie vor wird allerdings das Umsatzniveau aus der Vorpandemiezeit nicht erreicht. Hinsichtlich der Umsatzentwicklung bleiben die Berliner Handwerksbetriebe jedoch zuversichtlich.

Beim Blick auf die einzelnen Handwerksgruppen zeigt sich: Platz 1 im Ranking der Kategorie Geschäftsklimaindex hat das Gesundheitsgewerbe inne (113 Punkte) – ein absolutes Novum. Nach den pandemiebedingten Rückgängen kommen seine Geschäfte wieder in Schwung. Zum ersten Mal seit dem Herbst 2019 können die Gesundheitshandwerker wieder einen positiven Nachfragesaldo verzeichnen. Das Schlusslicht bilden das Kraftfahrzeuggewerbe und die Handwerke für den persönlichen Bedarf (z. B. Friseure) mit jeweils 93 Punkten. Insbesondere letztere haben unter den Corona-Restriktionen gelitten.

Die gestiegenen Energiepreise spielen noch eine untergeordnete Rolle, denn das Berliner Handwerk ist nur in Einzelfällen energieintensiv. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Sonderumfrage der Berliner Handwerkskammer. Der Anteil der Energiekosten am Betriebsumsatz betrug im Berliner Handwerk im Jahr 2021 durchschnittlich 8,8 Prozent. Gegenüber dem Jahr 2016 ist dieser Wert allerdings um 3 Prozentpunkte – somit um rund ein Drittel - gestiegen. Wo Handwerk aber eine zentrale und unmittelbare Rolle spielt, ist bei der Verbesserung der Energieeffizienz Dritter – also dem allgemeinen Umwelt- und Klimaschutz.