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Pressemitteilung vom 16. Oktober 2025Berliner Mischung 2.0 – neue Modelle für das Handwerk in der Stadt

Die Berliner Mischung, das Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe, prägt die Stadt seit über zwei Jahrhunderten. Doch die Rahmenbedingungen haben sich über die Zeit verändert: Steigende Mieten, Flächenknappheit und der zunehmende Wettbewerb um innerstädtische Räume setzen sowohl die Bevölkerung als auch das Handwerk unter Druck. Damit das Handwerk auch künftig ein prägender Bestandteil der Berliner Stadtstruktur bleibt, braucht die Hauptstadt eine „Berliner Mischung 2.0“.

Eine Kurzstudie im Auftrag der Handwerkskammer Berlin zeigt: Gemeinschaftlich organisierte Gewerbehöfe – etwa in Form von Genossenschaften oder Standortgemeinschaften – können ein wirkungsvolles Instrument sein, um Handwerksstandorte dauerhaft zu erhalten. Sie bieten Betrieben Stabilität, Planungssicherheit und eine starke lokale Vernetzung – selbst unter den Bedingungen steigender Immobilienpreise und wachsender Flächenkonkurrenz.

Die Studie verdeutlicht, dass die Stadt mit einer „Berliner Mischung 2.0“ an seine bewährte Tradition des Nebeneinanders von Wohnen und Gewerbe anknüpfen kann – angepasst an die Anforderungen einer modernen, wachsenden Stadt. Eine ausgewogene Wirtschaftsstruktur bleibt dabei ein zentraler Wachstumsmotor, von dem Industrie, Handwerk, Handel und Forschung gleichermaßen profitieren.

Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin: „Damit die Berliner Mischung auch künftig Bestand hat, müssen Handwerksbetriebe ihre Standorte langfristig sichern können. Gemeinschaftlich organisierte Gewerbehöfe können hierfür ein wichtiger Baustein sein, vorausgesetzt, sie werden durch geeignete Rahmenbedingungen von Politik und Verwaltung unterstützt. Nur so bleibt das Handwerk in den Kiezen verankert und trägt weiterhin zur wirtschaftlichen Vielfalt und Lebensqualität Berlins bei.“

Christian Gaebler, Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen: „Eine erfolgreiche Stadtentwicklung verfolgt den integrierten Ansatz der urbanen Nutzungsmischung, bei der Wohnen und Wirtschaft zusammengedacht werden. Um die Flächenpotenziale aufzuzeigen, wurden im vergangenen Jahr die Stadtentwicklungspläne Wohnen und Wirtschaft 2040 parallel erarbeitet. Die Umsetzung der Berliner Mischung wird unter anderem bei der Entwicklung der 24 Neuen Stadtquartiere wie dem Dreieck Späthsfelde und dem Blankenburger Süden mit der Schaffung wohnortnaher Gewerbeflächen konsequent umgesetzt. Dieses Instrument der Daseinsvorsorge gilt es nachzuhalten und zu stärken, denn so werden im Sinne der Stadt der kurzen Wege neben wohnortnahen Arbeitsplätzen auch Reparatur- und Dienstleistungen im Quartier gesichert.“

Prof. Dr. Lech Suwala, Professor für Stadt- und Regionalökonomie, Institut für Stadt- und Regionalplanung, TU Berlin: „Unsere Kurzstudie zeigt, dass Standortgemeinschaften und/oder genossenschaftlich organisierte Gewerbehöfe im Handwerk – neben dem Aufbau einer landeseigenen Gewerbehofinfrastruktur und privatwirtschaftlichen Lösungen – ein sinnvoller dritter Weg sind, um die gewerbliche Daseinsvorsorge zu sichern, kurze Wege zu ermöglichen, urbane Produktion zu verankern und letztendlich die soziale Kohäsion in nutzungsgemischten Quartieren zu stärken“.