Michael Rinke, Geschäftsführer von nitz+nitz, mit seiner Tochter Antonia
Katja Reichgardt
Michael Rinke, Geschäftsführer von nitz+nitz, mit seiner Tochter Antonia

Erfolgsrezept: Digitalisierung & Nachwuchs | HANDWERK IN BERLIN 2025 - 3Bei nitz+nitz ist die Nachfolge Familiensache

„Hier gibt es alles gegen Sonne und Einbruch“, fasst der Geschäftsführer von nitz+nitz, Michael Rinke, das Konzept seines Unternehmens zusammen. Ein bisschen mehr als nur Sonnenschutz können die Markisen und Rollläden dann aber doch – sich per Knopfdruck zusammenfalten oder lästige Blicke von außen abschirmen beispielsweise.

Michael Rinke und seine 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reparieren in dem Neuköllner Betrieb außerdem Markisen und verkaufen einbruchsichere Fensterrahmen und Türen. 2009 hat Rinke die nach ihren ursprünglichen Gründern benannte Firma übernommen. Seitdem hat sich das Unternehmen auch als Ausbildungsbetrieb etabliert. Jedes Jahr bildet Rinke hier neue Azubis aus. Vor einigen Jahren begann er, sich mit dem Thema Nachfolge zu beschäftigen. Seine Wunschkandidatin stand schnell fest: seine Tochter Antonia.

Hier gibt es alles gegen Sonne und Einbruch

Michael Rinke, Geschäftsführer von nitz+nitz

Die hatte eigentlich andere Pläne, als in den väterlichen Betrieb einzusteigen. „Irgendwann hat er mich einfach gefragt, ob ich die Firma mal übernehmen möchte“, erzählt Antonia Rinke. Eine Idee, die ihr zwar erst abwegig vorkam, an der sie aber nach und nach immer mehr Gefallen fand. „Ich dachte mir, sollte ich zwischendurch merken, dass es nichts für mich ist, kann ich immer noch abbrechen“, sagt sie. Die Ausbildung habe ihr aber von Beginn an Spaß gemacht. Nachdem sie diese auf zwei Jahre verkürzt hatte, absolvierte sie anschließend die Meisterschule in Dresden und erlangte nach einem weiteren Jahr ihren Meistertitel. Heute ist sie Berlins einzige Meisterin im Rollladen- und Sonnenschutzhandwerk.

Vorbild für andere Frauen

Der Weg dahin – und auch die Anfangszeit im Betrieb – war nicht immer einfach. „Ich musste mir den Respekt verdienen“, sagt sie. Dabei hat sie ihre Liebe zum Handwerk entdeckt: „Das Handwerk bietet so viele Möglichkeiten und erfordert eine tiefe Wertschätzung für Präzision und Qualität. Für mich war es immer wichtig, das Unternehmen zukunftsfähig zu machen und gleichzeitig die Tradition und Handwerkskunst zu bewahren“, so die Meisterin. Sie will auch ein Beispiel für andere Frauen sein, sich in Männerdomänen zu behaupten: „Frauen bringen oft eine andere Herangehensweise ein, die das gesamte Handwerk bereichern kann.“ Zeitgleich versucht sie, sich ihre Selbstständigkeit selbst zu organisieren und eben nicht nach dem Motto „selbst und ständig“ zu arbeiten.

Das Gebäude des Unternehmens. Seit diesem Jahr auch Meisterbetrieb: nitz+nitz
Katja Reichgardt
Seit diesem Jahr auch Meisterbetrieb: nitz+nitz

Digitalisierung hält Einzug

Außerdem bereiten Vater und Tochter die Betriebsübergabe vor. Auch wenn diese innerhalb der Familie stattfindet, gibt es dabei einige Hürden zu bewältigen. Vor allem der bürokratische Aufwand, der mit einer Nachfolge einhergehe, sei herausfordernd, erzählen sie. Nebenbei läuft das Tagesgeschäft im Britzer Ausbildungsbetrieb weiter wie bisher – und neue Technologien halten Einzug. So hat Antonia Rinke den „digitalen Monteur“ initiiert, ein Projekt, bei dem sämtliche Akten und Aufträge digitalisiert und auf dem iPad oder iPhone einsehbar werden sollen – und das sich als langwieriger erweist als gedacht. „Ich wollte aber, dass jeder einzelne Mitarbeiter geschult und betreut wird“, sagt Antonia Rinke.

Michael Rinke beteiligt sich zudem an der vom Mittelstand-Digital Zentrum Handwerk organisierten und von der Handwerkskammer Berlin begleiteten Digitalisierungswerkstatt. Maßnahmen, die den Traditionsbetrieb fit für die Zukunft machen sollen.

 

Redakteurin





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Wie Künstliche Intelligenz das Handwerk verändert

In der Digitalisierungswerkstatt erproben Berliner Handwerksbetriebe und Beratende der Handwerksorganisationen seit März 2025, wie Künstliche Intelligenz Prozesse verbessern und den Arbeitsalltag erleichtern kann. Insgesamt 33 Berliner Betriebe nehmen an dem einjährigen Projekt teil. Mit dabei ist auch das Unternehmen nitz+nitz, Anbieter von Rollläden und Markisen.

Ihr Ziel: große Datenmengen per KI zu verarbeiten und so Angebote deutlich schneller erstellen zu können. Per Smartphone sollen, so erzählt uns Geschäftsführer Michael Rinke, direkt Preisangaben für verschiedene Maße und Anforderungen generiert werden: „Wenn ich in der Ausstellung stehe und ein Kunde fragt mich nach Preisen für bestimmte Maße, dann soll die App die exakten Preisangaben und ein passendes Angebot ausspucken.“

Die anderen teilnehmenden Betriebe testen etwa KI-Anrufbeantworter, Chatbots oder Text-KIs, die die Erstellung von Stellenausschreibungen und Social-Media-Posts vereinfachen. Aktuell wird in sogenannten Werkbänken die konkrete Umsetzung der KI-Anwendungen begleitet.



 

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