Roboter, Miniroboter, Handwerksbetrieb, Digitalisierung, Technologie, Handwerk in Berlin, Innovation, Wirtschaft
Helena Golz
Der KleRo-Roboter kann Holz polieren und lackieren.

Wie kleine Roboter Handwerksbetriebe im Alltag unterstützen können | HANDWERK IN BERLIN 2024 - 1Wenn Kollege Roboter schleift und fräst

Roboter, die selbstständig Holz schleifen, Wände streichen oder digital die Leitungen auf der Baustelle erfassen und dokumentieren? Bei der interaktiven Veranstaltung „Cobots live erleben“, die von der Handwerkskammer Berlin und der Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie GmbH veranstaltet wurde, haben Aussteller aus Berlin und Brandenburg gezeigt, wie kleine Roboter Handwerksbetriebe im Alltag unterstützen können – und angesichts des großen Fachkräftebedarfs eine echte Perspektive schaffen.



Am Stand des vom Bundesministerium für Bildung Forschung geförderten Projekts Lerosh bewegt sich der Schleif-Roboter mit regelmäßigen kreisenden Bewegungen über das auf einer Werkbank fixierte Holz und schleift es glatt und sauber. Wer mit dem Finger über das Holz fährt, spürt keine Unebenheit mehr.

Die auf den ersten Blick simple Bewegung des Schleifens hat viel Programmierarbeit gekostet, erklärt Softwareentwickler Bastian König. Der Roboter musste erst einmal lernen, wie menschliche Bewegungsabläufe genau funktionieren. Aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bei der Veranstaltung „Cobots live im Einsatz“ konnten interessierte Handwerker*innen im Januar mit Anbietern und Anwendern fachsimpeln und testen, welche Möglichkeiten ihnen Cobots im Alltag eröffnen.

Cobots – also kollaborative Roboter – sind einfach zu bedienende, flexible Kleinroboter, die mit Sensoren ausgestattet sind und den Menschen etwa bei monotonen Arbeiten unterstützen können.

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Der Roboter des Projekts Lerosh schleift Holz eigenständig glatt.

Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Wort Unterstützung. „Es geht nicht darum, Handwerker*innen zu ersetzen“, erklärt Gunnar Bloss, Geschäftsführer des Modellbaubetriebs werk5, der am Lerosh-Projekt beteiligt ist. Sinn der Cobots sei es, Arbeiten auszulagern, die langweilig sind oder auch sehr dreckig und gefährlich. Angesichts des Fachkräftebedarfs könnten die Roboter genau hier einspringen.





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Helena Golz
Roboterhund Spot identifiziert ganz autonom beispielsweise beschädigte Leitungen.



Larissa Zeichhardt leitet die LAT-Gruppe, ein Unternehmen, das von Sicherheitstechnik bis Bahnstrom rund ums Gleis und für den ÖPNV tätig ist. Sie sagt: „Unsere Elektriker sollen das machen, was sie gelernt haben und was sie am besten können.“ Dazu gehöre nicht, dass sie am Gleis die Leitungen einzeln erfassen.

Für diese eher monotone Tätigkeit beschäftigt die LAT-Gruppe stattdessen einen ganz besonderen Arbeiter: Der mit Sensoren ausgestattete Roboterhund Spot identifiziert völlig autonom beispielsweise in U-Bahn-Tunneln beschädigte Leitungen. So könnten, bei flächendeckendem Einsatz, idealerweise pro Jahr mehr als 500 Millionen Euro eingespart werden. Allein durch diese Einsparung amortisieren sich hier die hohen Anschaffungskosten um ein Vielfaches.

Auch Carola Zarth, Präsidentin der Handwerkskammer Berlin, ist fasziniert: „Die vorgestellten Cobots zeigen sehr eindrucksvoll, wie das Handwerk zukunftsweisende Technologien nutzt, um sich auf das konzentrieren zu können, was es am besten kann: individuelle Produkte und Dienstleistungen weiterentwickeln.“

Die vorgestellten Cobots zeigen sehr eindrucksvoll, wie das Handwerk zukunftsweisende Technologien nutzt, um sich auf das konzentrieren zu können, was es am besten kann: individuelle Produkte und Dienstleistungen weiterentwickeln.

Damit die Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Cobots aber auch wirklich gut funktionieren kann, sind zwei Dinge wichtig: eine einfache Bedienbarkeit und ein bezahlbarer Preis. Wie leicht sich die Cobots mittlerweile bedienen lassen, zeigt sich zum Beispiel am Schleifroboter des Lerosh-Projekts, bei dem der Mensch dem Roboter die Anweisungen ganz intuitiv über ein Tablet gibt.

 Torsten Berendt von KleRo Roboterautomation präsentiert bei der Veranstaltung einen Roboter, der eigenständig eine Maschine befüllen und entladen, Holz polieren und sogar lackieren kann. Auch dieser maschinelle Helfer ist einfach zu bedienen. Er ist so programmiert, dass Tischler*innen meist nur noch die Maße der Objekte und die Kraft des Greifens bestimmen müssten und schon kann es losgehen. Und die Kosten? „So ein Cobot kostet etwa 20.000 bis 30.000 Euro“, sagt Berendt. Für einen Handwerksbetrieb ist das oft zu viel. Deswegen müsse noch stärker an lukrativen Mietsystemen gearbeitet werden, sodass ein Betrieb den Roboter beispielsweise für 3.000 Euro im halben Jahr mieten kann.

Eine Gruppe angehender Tischlermeister ist beim Messetag auch dabei. Anfangs sind sie skeptisch, „im Arbeitsalltag können wir es uns noch nicht ganz vorstellen“, aber es sei spannend zu sehen, was es so alles gibt und wie der aktuelle Stand ist. Und eine Kleinserie autonom durch einen Roboter erledigen zu lassen, das sei durchaus eine reizvolle Vorstellung. Weit entfernt scheint diese Vorstellung jedenfalls nicht, wenn man sich im Bildungszentrum der Handwerkskammer Berlin so umsieht. Die Zukunft kann also kommen.



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Helena Golz

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