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Ines Meier/IHK Berlin
Internationale Jobmesse bei der IHK Berlin

Fachkräftesicherung im Handwerk | HANDWERK IN BERLIN 2023 - 2Messen, Sprachkurse, Speed-Dating und Co.

„Es ist einfach wahnsinnig schwer, jemanden zu finden“. So knapp fasst Daniel Hegnal, Personaler bei der Neuköllner Konditorei Tillmann, die Suche nach geeigneten Fachkräften zusammen. Mit diesem Problem ist die Konditorei nicht allein: Der Fach­kräftebedarf im Handwerk ist hoch und wird sich aufgrund des demo­grafischen Wandels weiter verschär­fen. Die Betriebe müssen sich etwas einfallen lassen, um im Wettbewerb mit anderen zu bestehen.

Personaler Daniel Hegnal steht an diesem Morgen an einem Stand auf der Jobmesse für internationale Fach- und Arbeitskräfte der Industrie- und Handelskammer Berlin. Immer wieder bildet sich um den Stand eine Traube von Interessierten, die sich über den Beruf Konditor*in informieren möchten. Daniel Hegnal nimmt sich für jedes Gespräch so viel Zeit wie möglich, stellt die Arbeit der Konditorei unermüd­lich vor. Manche Interessierte lassen ihre Kontaktdaten oder ihren Lebenslauf da. „Da waren schon viele qualitativ gute Gespräche heute Morgen dabei“, sagt Hegnal. Offen ist aber, ob eines davon wirklich in eine Anstellung mündet. Die Neuköllner Konditorei Tillmann hat gleich mehrere unbesetzte Stellen – zwei Konditor*innen werden gesucht und vor allem Auszubildende.

Man müsse als Handwerksbetrieb jede Chance nutzen, um Personal zu finden, sagt Hegnal. Es sei unerlässlich, dabei auch immer wieder neue Wege auszupro­bieren. „Vom Azubi-Speed-Dating (Angebot der Arbeitsagentur, Anm. d. Redaktion) bis zur Werbung im eigenen Bekanntenkreis, wir probieren alles aus“, sagt Hegnal. Ge­nerell sieht er den Fachkräftemangel im Handwerk als ein gesellschaftliches Prob­lem. „Wir müssen wieder mehr honorieren, dass man mit den Händen arbeitet.“

Seit Langem plädiert die Präsidentin der Handwerkskammer Berlin deshalb un­ter anderem dafür, den Werkunterricht flächendeckend wieder an allen Berliner Schulen einzuführen, damit Kinder und Ju­gendliche den Bezug zu handwerklichem Arbeiten aufbauen können. „Wir müssen unmissverständlich klarmachen, dass es zwei Wege gibt, um persönlich und be­ruflich erfolgreich zu sein: Den akademi­schen und den berufspraktischen Ausbil­dungsweg“, betont Carola Zarth.



Detlev Kasten, Plickert Glaserei-Betriebe GmbH, Daniel Hegnal, Neuköllner Konditorei Tillmann
Helena Golz/Handwerkskammer Berlin
Detlev Kasten von Plickert Glaserei-Betriebe GmbH und Daniel Hegnal von der Neuköllner Konditorei Tillmann



Sich als Unternehmen einbringen

„Es ist so wichtig, junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern“, sagt auch Detlev Kasten, Geschäftsführer der Plickert Glaserei-Betriebe GmbH, „da muss man früh ran.“

Auch er steht an diesem Tag an einem Stand bei der Jobmesse für internatio­nale Fach- und Arbeitskräfte. Eigentlich hat seine Firma das Ziel, pro Lehrjahr fünf Auszubildende einzustellen, sodass immer 15 Azubis gleichzeitig beschäftigt sind, „wir haben derzeit mit Ach und Krach neun Auszubildende zusammen gekriegt“, sagt Kasten. Gerade das Gla­serhandwerk habe den Nachteil, dass es nicht ganz so bekannt sei, sagt Kasten, deswegen „bin ich auf fast allen Ausbil­dungsmessen vertreten“.

Er lade außerdem Schulklassen regel­mäßig in seinen Betrieb ein, erklärt den Schüler*innen seinen Beruf. Auch arbeite er eng mit dem ARRIVO BERLIN Service­büro zusammen, welches Unternehmen bei der Ausbildung und Beschäftigung geflüchteter Menschen unterstützt. „Wir bilden schon seit einigen Jahren Geflüch­tete aus“, sagt Kasten, „wir vermitteln ihnen Sprachkurse“, außerdem nehme er sich Zeit, um sie über das deutsche Ar­beitssystem zu informieren: „Was ist ein Krankenschein? Was bedeutet in Deutsch­land Pünktlichkeit? Natürlich, so etwas zu erklären, gehört mit dazu“, sagt Kasten.

Das verlange Arbeit und Einsatz, „aber, wenn ich Fachkräfte haben will, dann muss ich mich als Unternehmen auch ein­bringen, ich muss mich zeigen, ich muss ausbilden“, sagt Kasten. Auf der anderen Seite habe das Handwerk auch einiges zu bieten. „Natürlich kann ich mich nicht mit den Gehältern der Industrie vergleichen“, sagt Kasten, aber dafür könne er den Leu­ten etwas Anderes bieten: Einen krisensi­chern Job in einem familiären Umfeld mit vielen Entfaltungsmöglichkeiten.

Redakteurin:

Helena Golz

Tel. +49 30 259 03 - 122

golz--at--hwk-berlin.de



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