
Gemeinsame Pressemitteilung vom 18. Juni 2025Berliner Wirtschaft fordert Kurskorrektur bei Hochschulverträgen
Derzeit werden die Hochschulverträge nachverhandelt. Die Handwerkskammer Berlin und die IHK Berlin fordern mit Nachdruck, diese Gelegenheit für die stärkere institutionelle Verankerung des Transfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft in den Verträgen zu nutzen. Gerade vor dem Hintergrund angespannter öffentlicher Haushalte und der damit einhergehenden Notwendigkeit, den Anwendungsnutzen wissenschaftlicher Relevanz für Berlin unter Beweis zu stellen, wird die strategische Verankerung des Transfers für die Hochschulen selbst zum Standortvorteil. Ein tragfähiger Wissenschaftstransfer ist nicht nur Treiber für wirtschaftliche Innovation und Leistungsfähigkeit, sondern auch zentral für evidenz-basierte Politik und die internationale Sichtbarkeit Berlins als Wissenschaftsmetropole.
Angesichts eines verschärften Standortwettbewerbs um Talente, Investitionen und Zukunftstechnologien sowie mit Blick auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformationsaufgaben ist die stärkere institutionelle Verankerung des Transfers in den Hochschulverträgen notwendiger denn je. Auch Spitzen der Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften haben dies mehrfach in den letzten Jahren öffentlich bekräftigt. IHK und Handwerkskammer rufen dazu auf, den
Transfer systematisch und verbindlich zu stärken – und legen fünf konkrete Vorschläge vor.
Fünf Stellschrauben zur Stärkung des Hochschul-Transfers
- Transfer als dritte Säule anerkennen: In der Präambel der Hochschulverträge gleichberechtigt neben Forschung und Lehre verankern.
- Verbindliche Transferziele setzen: Kooperationen mit der regionalen Wirtschaft gezielt einfordern und über attraktive Anreize stärken. Drittmittel aus der Wirtschaft müssen
gleichwertig berücksichtigt werden. - Finanzierung sichern: Dem langfristigen Prozess des Wissens- und Technologietransfers über die Leistungsindikatoren in den Hochschulverträgen stabile finanzielle
Rahmenbedingun-gen sichern. - Erfolg messbar machen: Transferaktivitäten besser erfassen und künftig systematisch in die leistungsbezogene Finanzierung einfließen lassen.
- Strukturen für KMU stärken: Das IFAF Berlin dauerhaft absichern, um gerade kleine und mittlere Unternehmen gezielt an den Hochschul-Transfer anzubinden.
Zudem fordert die Berliner Wirtschaft, dass nun endlich die lange überfälligen Transferindikatoren entwickelt werden. Die Verständigung darauf, wie Transferarbeit verbindlich, belastbar und praxisnah gemessen wird, sollte im Schulterschluss von Wissenschaft und Wirtschaft entwickelt werden.
Der Start des Berliner Transferrats im Juli 2025 ist dafür der richtige Rahmen. Die Berliner Wirtschaft erwartet, dass ein belastbares Indikatorenset rechtzeitig vor Abschluss der neuen Hochschulverträge vorliegt - abgestimmt, erprobt und einsatzbereit. Die Berliner Wirtschaft wird sich in diesem Prozess konstruktiv, lösungsorientiert und mit langjähriger Transfererfahrung im Transferrat selbst und darüber hinaus einbringen.
Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin: „Jetzt ist der Zeitpunkt, entschlossen zu handeln: Die Neuverhandlung der Hochschulverträge bietet die einmalige Chance für Politik und Verwaltung, den Wissens- und Technologietransfer endlich strategisch zu stärken. Transfer darf kein Zufallsprodukt oder Randthema mehr sein. Nur als gleichwertige dritte Säule neben Forschung und Lehre - unterstützt durch passende Anreize und Kennzahlen - kann der Transfer seine volle Wirkung entfalten. Das ist essenziell für Berlins Zukunft als Innovations- und Wirtschaftsstandort.“
Carola Zarth, Präsidentin der Handwerkskammer Berlin: „Das urbane Handwerk lebt vom engen Austausch mit Wissenschaft und Innovation. Damit dieser Austausch gelingt, braucht es gezielte Strukturen und Projekte, in denen Hochschulen und Handwerksbetriebe gemeinsam an praktischen Lösungen arbeiten – etwa bei der Entwicklung nachhaltiger Materialien, digitaler Werkzeuge oder neuer Fertigungstechniken. Hochschulen müssen hierfür praxisnahe Räume schaffen, in denen Wissenstransfer nicht abstrakt bleibt, sondern direkt im Betrieb wirkt. Nur so stärken wir gemeinsam die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Region.“