Gerhard Andersohn und Wilhelm Werner, 1954
Malereibetrieb Andersohn GmbH
Gerhard Andersohn und Wilhelm Werner, 1954

125 Jahre und mehr: Traditionsbetriebe im Porträt | HANDWERK IN BERLIN 2025 - 2Handwerk mit Geschichte und Zukunft

Meisterhaft seit Generationen – und kein bisschen alt! Diese Berliner Betriebe bestehen seit 125 Jahren und länger.



Werkzeugschleiferei Brucklacher, Belegschaft um 1890
Werkzeugschleiferei Brucklacher, Belegschaft um 1890

Werkzeugschleiferei Brucklacher

Visionärsgeist aus Kreuzberg

Berlin 1860: Die königliche Residenzstadt ist auf dem besten Weg, ein wichtiges europäisches Wirtschaftszentrum zu werden. Unternehmen wie Siemens, Schering und Borsig erobern von Preußen aus die Welt – und diese expandierenden Industrien brauchen Arbeitskräfte. Auch der Messerschmiedegeselle Gustav Brucklacher wandert aus dem schwäbischen Balingen nach Berlin, wo er noch im selben Jahr Magdalene Schultze, Tochter eines Berliner Messerschmiedemeisters, heiratet. Bald übernimmt das junge Gründerehepaar ein schon bestehendes Eisen- und Stahlwarengeschäft in der Oranienstraße 45 in Kreuzberg.

Zwei Weltkriege, den Bau der Berliner Mauer, ihren Fall, den Zusammenbruch der DDR, den Aufbruch in das digitale Zeitalter und explodierende Mieten in den Innenstadtbezirken hat das Familienunternehmen seither miterlebt. Heute befindet sich der Firmensitz der Werkzeugschleiferei in Reinickendorf – und wird in fünfter Generation von Ulrich Brucklacher geführt. „Geprägt ist unsere Geschichte von starken Frauen, viel Unternehmergeist und Tatkraft“, so Brucklacher, der 1996 in den Betrieb eingestiegen ist.

Fotos: Brucklacher

Gustav Brucklacher Gründer der Werkzeugschleiferei Brucklacher
Gustav Brucklacher, Gründer der Werkzeugschleiferei Brucklacher
Meisterbrief Werkzeugschleiferei Brucklacher
Meisterbrief von Gustav Brucklacher
Schleifsteinanlieferung um 1920
Schleifsteinanlieferung um 1920
Jubiläumskatalog "Gustav Brucklacher" Nr. 17, 1910 – Seite 7
Jubiläumskatalog Nr. 17, 1910 – Seite 7
 

Hahn’s Beerdigungsinstitut – festgehalten auf Leinwand
Hahn’s Beerdigungsinstitut – festgehalten auf Leinwand

Hahn Bestattungen GmbH & Co. KG

Familienunternehmen mit Tradition

Auch dieses Traditionshaus wurde vor mehr als 125 Jahren gegründet. Hahn Bestattungen ist das älteste Bestattungsinstitut Berlins, das bis heute in Familienhand ist. Seit der Gründung am 29. September 1851 wird der Betrieb mittlerweile in fünfter und sechster Generation der Familie Hahn geleitet. Seinen Anfang nahm Hahn Bestattungen jedoch mit einem anderen Handwerk: Tischlermeister Friedrich Hahn gründete zunächst eine Tischlerei mit Sargherstellung. 1880 übernahm sein Sohn Theodor Hahn, ebenfalls Tischlermeister, die Führung des Geschäfts, das damals noch in der Neuen Straße in Tempelhof bei Berlin (Kreis Teltow) ansässig war. Erst ab 1911 widmete sich der damalige Geschäftsführer Georg Hahn ausschließlich dem Bestattungsdienst.

In den Nachkriegsjahren wurde das Familienunternehmen unter der Leitung von Hans-Joachim Hahn erheblich ausgebaut – und um mehrere Filialstandorte erweitert. Am 19. April 2013 folgte nach über 120 Jahren am Tempelhofer Damm die Verlegung des Firmenhauptsitzes nach Alt-Mariendorf. Im Jahr 2021 feierte Hahn Bestattungen sein 170-jähriges Bestehen.

Fotos: Hahn Bestattungen GmbH & Co. KG

Hahn Bestattungen am Tempelhofer Damm, 1936
Hahn Bestattungen am Tempelhofer Damm, 1936
Firmengründer der Hahn Bestattungen Friedrich Hahn, 1851
Firmengründer Friedrich Hahn, 1851
Theodor Hahn mit seiner Familie, um 1900
Theodor Hahn mit seiner Familie, um 1900
Zum 75-jährigen Bestehen der Firma: Die Belegschaft der Hahn Bestattungen im Jahr 1926
Zum 75-jährigen Bestehen der Firma: Die Belegschaft im Jahr 1926
Firmengebäude der Hahn Bestattungen in Trümmern: Die Folgen des Krieges, 1945
Firmengebäude in Trümmern: Die Folgen des Krieges, 1945
Neubau der Rirma Hahn Bestattungen am Reisseck, 1960er-Jahre
Neubau am Reisseck, 1960er-Jahre
In der Filiale der Hahn Bestattungen am Mariendorfer Damm, 1970
Filiale am Mariendorfer Damm, 1970
In der Fabrikhalle der Hahnbestattungen, 1976
In der Fabrikhalle, 1976
In der Fabrikhalle der Hahn Bestattungen, 1976
In der Fabrikhalle, 1976
Bestattungsfahrzeuge der Firma Hahn im Einsatz
Bestattungsfahrzeuge der Firma Hahn im Einsatz
 

Betriebsstätte von Schmidtsdorff Elektromotoren (heute Steinlen Elektromaschinenbau GmbH)
Betriebsstätte von Schmidtsdorff Elektromotoren

Schmidtsdorff Elektromotoren (heute Steinlen Elektromaschinenbau GmbH)

Pionier der Elektrifizierung

1895 als Installationsgeschäft für elektrische Bedarfsartikel gestartet, entwickelte sich das Geschäft des Ingenieurs Rudolf Schmidtsdorff bald zu einer Spezialfabrik für elektrische Maschinen und Apparate, die im Jahr 1934 ihren Firmensitz nach Alt-Moabit 73 verlegte. Bereits ein Jahr zuvor zog sich der Firmengründer aus dem Geschäft zurück und übergab seinen Betrieb an den Kaufmann Richard Türk, der die Firma als alleiniger Gesellschafter in Schmidtsdorff Elektromotoren Reparaturwerk und Handel Richard Türke umbenannte. Zu einer weiteren Namensanpassung kam es wiederum 1963, als der damalige Betriebsleiter Siegfried Lattka Türkes Nachfolger wurde. Schmidtsdorff Elektromotoren Reparaturwerk und -Handel Siegfried Lattka wurde unter ihm zu einem modernen Ausbildungsbetrieb, den er gemeinsam mit seinem Sohn Andreas Lattka bis zu seinem Tod im Jahr 2015 weiterführen sollte.

Anfang 2025 wurde das Geschäft der Firma Schmidtsdorff als Berliner Betriebsstätte von der Steinlen Elektromaschinenbau GmbH aus Burgwedel übernommen. Dadurch ist sichergestellt, dass im Westhafen auch weiterhin Elektromotoren instandgesetzt werden und der Standort schrittweise weiterentwickelt wird.

Fotos: Steinlen Elektromaschinenbau GmbH

110 Jahre Schmidtsdorff Elektromotoren – Jubiläumsbroschüre
110 Jahre Schmidtsdorff Elektromotoren – Jubiläumsbroschüre
Flyer zum 75-jährigen Firmenjubiläum von Schmidtsdorff Elektromotoren – Teilansicht
Flyer zum 75-jährigen Firmenjubiläum – Teilansicht
Schmidtsdorff Elektromotoren: Dreherei
Schmidtsdorff Elektromotoren: Gleichstrom-Wickelei
 



Transporter Gerhard Andersohn des Malereibetriebs Andersohn GmbH
Transporter Gerhard Andersohn

Malereibetrieb Andersohn GmbH

Malereibetrieb in vierter Generation

Fast zeitgleich zur Gründung der Handwerkskammer Berlin wurde in Schöneberg der Grundstein für den heutigen Traditions-Malereibetrieb Andersohn GmbH gelegt. Gestartet als Andersohn & Heim galt es aber zunächst einige Hürden zu überwinden. Die Inflation nach dem 1. Weltkrieg überlebte die Schöneberger Firma nicht, 1920 entstand aber unter Leitung von Emil Andersohn in Steglitz ein neuer Malerbetrieb. Dort erlernten auch seine drei Söhne Gerhard, Siegfried und Walter Andersohn das Malerhandwerk und übernahmen die Malerei schließlich. Im Jahr 1935 gründete Gerhard Andersohn seine eigene Firma, die ab 1966 von Klaus Andersohn übernommen wurde (unter der Firmierung Gerhard Andersohn, Malereibetrieb).

Mittlerweile wird das Unternehmen, das weiterhin seinen Sitz in Steglitz hat, in vierter Generation von Dietmar Andersohn geführt – seit 1999 als Malereibetrieb Andersohn GmbH.

Fotos: Andersohn GmbH

Emil Andersohn mit seiner Familie
Emil Andersohn mit seiner Familie
Fassadenmaler am Hindenburgdamm
Fassadenmaler am Hindenburgdamm
Gerhard Andersohn mit seiner Putzerkolonne
Gerhard Andersohn mit seiner Putzerkolonne
Emil Andersohn mit seinen Lehrlingen
Emil Andersohn mit seinen Lehrlingen
Gesellen an der Fassade in der Wrangelstraße, 1933
Gesellen an der Fassade in der Wrangelstraße, 1933
Malergeselle Hans Groß, 1935
Malergeselle Hans Groß, 1935
Gerhard Andersohn und Wilhelm Werner, 1954
Malereibetrieb Andersohn GmbH
Gerhard Andersohn und Wilhelm Werner, 1954
Dekorative Fassadenmalerei, um 1975
Dekorative Fassadenmalerei, um 1975
 

Scherhag-Steinmetzwerkstätten GmbH : Seit 1910 Betriebssitz in der Kolonnenstr. 42
Seit 1910 Betriebssitz in der Kolonnenstr. 42

Scherhag-Steinmetzwerkstätten GmbH

Über Generationen gemeißelt

Im Jahr 1894 wird in Berlin das Reichstagsgebäude fertiggestellt, Brauereigesellen und Fassbinder rufen zum großen Streik auf, der als Berliner Bierboykott in die Geschichtsbücher eingehen soll – und der junge Steinbildhauer Alois Scherhag und seine Frau legen den Grundstein der heutigen Scherhag-Steinmetzwerkstätten. Wie so viele Arbeiter zu der Zeit war damals auch Scherhag auf der Suche nach einer Anstellung in der Hauptstadt. Statt nach kurzer Zeit zurück in die Heimat in den Süden zu ziehen, entschieden sich die Scherhags für die Selbstständigkeit und ließen sich mit ihrem Betrieb an der Kolonnenstraße nieder. Nach dem unerwarteten Tod des Gründers im Jahr 1918 übernahm sein Sohn die Werkstatt und manövrierte sie durch schwierige Zeiten. 1963 setzten dessen Tochter Marie Luise und mit ihrem Ehemann Eugen Eidner die Tradition des ältesten Schöneberger Steinmetzbetriebes fort. 1997 wurde die GmbH an die nunmehr dritte und vierte Generation der Familie übergeben. Noch immer befindet sich der Hauptsitz des Betriebs an der Schöneberger Kolonnenstraße. Zwei weitere Filialen gibt es heute in Mariendorf und der Großgörschenstraße.

Fotos: Scherhag-Steinmetzwerkstätten GmbH 

 

Die gegusch-Belegschaft anlässlich des 125-jährigen Bestehens, 2012
Die gegusch-Belegschaft anlässlich des 125-jährigen Bestehens, 2012

gegusch Tischlerei GmbH

Handarbeit seit 1887

Das erste Mal gesägt und gehobelt wurde in der Tischlerei gegusch bereits im Jahr 1887. Damals wurde das bis 2012 familiengeführte Unternehmen in der Weddinger Prinzenallee gegründet. Nach einem Standortwechsel nach Tegel bezog das Team 1966 schließlich den aktuellen Firmensitz in der Hohefeldstraße 17 in Hermsdorf. Hier wird nach wie vor alles gefertigt, was aus Holz hergestellt werden kann. Darunter auch ein Kabinettstisch, an dem schon die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihren Ministerinnen und Ministern getagt hat. Im Januar 2013 übernahm Martin Witt, der bereits seit 1988 als Meister in diesem Betrieb tätig war, die Gesellschaft und die Geschäftsführung bei gegusch. Das 120-jährige Firmenjubiläum wurde im Herbst 2007 mit einem Hoffest und einer Ausstellung der gesamten Produktpalette gefeiert. 2012 folgte das Fest zum 125. Gründungsjubiläum. Bei beiden Veranstaltungen sammelte die Tischlerei Spenden für wohltätige Einrichtungen wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.

Fotos: gegusch Tischlerei GmbH

Meisterbrief von Arthur Gegusch, 1914
Meisterbrief von Arthur Gegusch, 1914
Arthur Gegusch in seiner Tischlerei
Arthur Gegusch in seiner Tischlerei
Drechsler Gegusch
Drechsler Gegusch
Die gegusch-Belegschaft in Tegel
Die gegusch-Belegschaft in Tegel
 



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Neumüller Gas-Wasser-Heizung GmbH

Köpenicker Tradition mit Zukunft

Die Firma Neumüller ist nicht nur einer der ältesten Handwerksbetriebe Köpenicks – sie zählt auch zu den ältesten in Berlin überhaupt. 1850 gründete Friedrich-August Müller die Werkstatt zunächst nur als Klempnerei und übernahm – wie damals üblich – vor allem Dachklempnerarbeiten sowie die Reparatur von Töpfen. Mit dem Eintritt seines Sohnes Georg Müller im Jahr 1890 wandelt sich die Werkstatt zunehmend zum Installationsbetrieb. Und auch in den folgenden Jahrzehnten bleibt das Unternehmen fest in Familienhand: 1920 übernehmen Georgs Söhne Georg (1895–1960) und Willi (1902–1959) das Geschäft und führen es durch die Wirren der Nachkriegszeit. 1960 erfolgte zunächst die Übergabe an Georgs Schwiegersohn Gerhard Guttke, der das Unternehmen 1987 wiederum an seinen Schwiegersohn Dietmar Neumüller übergeben sollte.

Nach der Wiedervereinigung erweiterte sich neben dem Kundenstamm auch das Aufgabengebiet: Neben Reparaturarbeiten erfolgte nun auch die Sanierung von Häusern und Installation von Heizungsanlagen. Seit 2007 liegt die Geschäftsführung bei Ronald Pflanz, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Thomas Kern und Projektleiter Roy Thiel leitet.

 

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steeeg

Auch diese Berliner Betriebe bestehen seit 125 Jahren oder länger.

  • Horn – Isolierungen, Wärme- und Kälteschutz, Dipl.-Ing. Wigbert Horn, 25. April 1879
  • Steinmetzbetrieb H. Albrecht – Inhaber Frank Rüdiger und Bodo Rüdiger OHG, 27. Januar 1883
  • Wehner Tischlerei GmbH, 1885
  • Bäcker Wiedemann GmbH, 1895
  • Xaver Kirchhoff GmbH, 1861
  • Franz Stange GmbH, 1894
  • Bäcker Walf GmbH, 1897
  • Confiserie Reichert-Menge GmbH, 1882
  • Augar Gas- und Wasserinstallationen GmbH, 1885
  • Onasch Heizung Sanitär GmbH, 1863
  • Schulze-Gunst GbR, 1. Oktober 1894
  • Sanitätshaus Heinz Pfau GmbH & Co. KG, 3. April 1876
  • KLUTH-BESTATTUNGEN, Inhaber Fabian Lenzen, e. Kfm., 1. Oktober 1861
 

Luftballon 125 Jahre HWK_Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern
Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern

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