
Annette Blum (links) und Karena Kuntze freuen sich über die Nachhaltigkeitsurkunde
Zukunft auf zwei Rädern | HANDWERK IN BERLIN 2025 - 2Wie Velophil Nachhaltigkeit lebt
Wer oft mit dem Fahrrad in Berlin unterwegs ist, dem dürfte der Name Velophil oder die aus einer Zusammenarbeit in den 80ern entstandene VSF-Fahrradmanufaktur schon einmal begegnet sein. Seit 1986 sind die langlebigen Fahrräder von Velophil auf Berlins Straßen unterwegs.
Nachhaltigkeit als Prinzip – von der Produktion bis zum Recycling
Dem Bau und Verkauf von Qualitätsrädern hat sich der Fahrradladen bis heute verschrieben. Knapp 40 Jahre nach seiner Gründung ist der Betrieb in Moabit aber nicht nur eine beliebte Anlaufstelle für Radliebhaber*innen, sondern gilt auch als Vorreiter in Sachen Umweltbewusstsein. Für das Velophil-Team war es deshalb naheliegend, beim Nachhaltigkeitscheck der Handwerkskammer Berlin mitzumachen. „Der Nachhaltigkeits- und Umweltgedanke war schon bei der Gründung des Fahrradladens allgegenwärtig“, erzählt uns Mitarbeiterin Annette Blum bei der Übergabe der Urkunde, die alle Betriebe nach dem durchgeführten Check erhalten. „Nachhaltigkeit ist in dem Produkt Fahrrad ja ohnehin verankert“, so Blum, die seit 1999 Teil des Teams ist. Darauf alleine will sich Velophil aber nicht ausruhen und versucht, den Nachhaltigkeitsgedanken in allen Bereichen des Arbeitsalltags umzusetzen.
Velophil baut und verkauft Fahrräder – mit Qualitätsanspruch und Leidenschaft.
So wollen sie den Plastikmüll bei sich im Laden reduzieren – und auch bei den Händlern ein Bewusstsein für Müllvermeidung schaffen. Mit Erfolg, wie Blum erzählt. Einige von ihnen würden für den Transport nun Umlaufverpackungen nutzen, die wiederverwendet werden können. Beim Transport der nötigen Teile setzt Velophil zudem auf kurze Wege und Hersteller mit Sitz in Deutschland und Europa. Gemeinsam mit dem Hersteller Schwalbe lassen sie außerdem Fahrradschläuche, und mittlerweile auch Reifen recyceln. „Das Recycling der Schläuche läuft bereits seit einigen Jahren gut, wir machen eine Kiste mit Schläuchen voll und schicken diese an den Hersteller zurück. Das Reifenrecycling ist noch relativ neu und kostet aktuell noch zwei Euro pro Fahrradreifen. Es war uns dennoch ein Anliegen, auch dabei mitzumachen“, so Blum. Tatsächlich war Velophil einer der ersten Fahrradläden, die den Service von Schwalbe in Anspruch genommen haben.
Nachhaltige Arbeitskultur – gemeinsam für eine bessere Zukunft
Gegründet als Teil der damaligen grünen Bewegung versuchte sich der Radladen zudem in der Umsetzung einer anderen, nachhaltigeren Art des Arbeitens. Für das Team des Ausbildungsbetriebes bedeutet das auch heute noch, die Fluktuation durch eine wertschätzende Gesprächskultur, Gewinnbeteiligungen, gemeinsame Entscheidungsfindungen, Team-Ausflüge und flexible Arbeitszeitmodelle niedrig zu halten. Davon profitieren aktuell 15 Mitarbeiter*innen. In der Werkstatt kommen bald neue Angestellte dazu. Das sei laut Blum dringend notwendig, verzeichnen sie doch eine steigende Reparaturnachfrage. Um dieser gerecht werden zu können, wünscht sich das Team für die Zukunft eine noch größere Werkstatt. „Gerade ist aber nicht unbedingt die Zeit für große Investitionen“, sagt Blum. Bis es soweit ist, wollen sie am Moabiter Standort weiterhin so nachhaltig wie möglich arbeiten. Dazu gehören regelmäßige Reparaturkurse für Fahrradliebhaber, die kleine Reparaturen selber erledigen wollen, und seit Beginn des Jahres ein Reparaturservice vor Ort für die beliebten Orthlieb-Fahrradtaschen, für den Mitarbeiterin Karena Kuntze sich eigens hat fortbilden lassen.
Generell legen wir bei allem, was wir tun, Wert auf Langlebigkeit
Annette Blum, Mitarbeiterin Velophil
„Oftmals geht es nur um Detailanpassungen, die schon einen Unterschied machen“, so Blum. Im Laden selbst wurde beispielsweise die alte Beleuchtung gegen moderne energiesparende LEDs getauscht. Eine Investition, die sich unglaublich gelohnt habe, wie Blum sagt. Die Teilewaschanlage in der Werkstatt läuft ebenfalls nachhaltig und Rechnungen werden nur noch auf Anfrage ausgedruckt. „Generell legen wir bei allem, was wir tun, Wert auf Langlebigkeit“, sagt sie weiter. Danach suchen sie auch ihre Zulieferer aus. „Wir können uns bei allen Partnern sicher sein, dass sie unsere Werte und Nachhaltigkeitsziele teilen.“
Katja Reichgardt
Redakteurin: