Bäcker, Brot, Bäckerei, Backofen, Handwerk, Handwerk in Berlin, Magazin
Helena Golz
Bäckermeister Karsten Berning

Wie sich Handwerksbetriebe digital aufstellen – drei Praxisbeispiele | HANDWERK IN BERLIN 2024 - 1Tradition und Moderne

Die Digitalisierung ist für viele Handwerksbetriebe eine große Herausforderung. Karsten Berning,  Mike Zimmermann und Klaus Henke haben sich mit ihren Teams dieser Herausforderung mit Leidenschaft und beachtlichem Erfolg angenommen.

Bäckerei & Konditorei Johann Mayer – Einkauf mit der digitalen Kundenkarte

Die Traditions- und Familienbäckerei wird schon seit 1912 in Schöneberg betrieben und trägt noch heute den Namen des Gründers Johann Mayer. Dessen Urenkel Karsten Berning führt die mittlerweile drei Filialen in vierter Generation und beliefert mit seinen Mitarbeitenden zudem zahlreiche Hotels in Berlin.

„2023 war unser Jahr der Digitalisierung!“, sagt Berning. Anstoß für diesen Prozess war die „Digitalprämie Berlin“, ein Förderprogramm der Investitionsbank Berlin (IBB), das kleine oder mittlere Unternehmen bei der Finanzierung von Digitalisierungsvorhaben unterstützt. Die Digitalisierungsberaterin der Handwerkskammer Berlin, Kerstin Wiktor, half der Bäckerei erfolgreich bei der Antragstellung.

Eines der Digitalisierungsprojekte der Bäckerei war die Einführung einer digitalen Kundenkarte – genannt „Die kleine Grüne“ – mit der sich Bonuspunkte sammeln lassen. Eltern können die Karte für ihre Kinder aufladen, sodass diese sich auf dem Schulweg ein frisches belegtes Brötchen holen können.

Die Kundenkarte ist jedoch nicht die einzige digitale Neuerung. Die Bäckerei hat ihr digitales Kassensystem, softwareunterstützte Bestellvorgänge, Personalplanung, Zeiterfassung und Rechnungsstellung miteinander verknüpft und somit wesentliche Geschäftsprozesse digitalisiert. Die größte Herausforderung lag hier bei der Schaffung von Schnittstellen, beispielsweise zum Lohnbüro.

In den ersten Monaten des Übergangs von analog zu digital nutzten Karsten Berning und sein Team noch beide Varianten gleichzeitig, um mögliche Fehler auszuschließen und sich langsam an die Umstellung zu gewöhnen.

Die Vorteile der Digitalisierung zeigen sich aber schon jetzt: Die Bäckerei spart Papier, Zeit und Kosten – und kann deutlich schneller erkennen, was die Kundschaft sich wünscht. Die Zeitersparnis nutzt Berning etwa, um neue Projekte anzugehen.

2024 will er einen Onlineshop für Stammkund*innen ins Leben rufen. Außerdem soll das Jahr ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit stehen. Um dieses Thema stärker in den Fokus zu rücken, hat Carmen Albrecht, die Nachhaltigkeitsberaterin der Handwerkskammer Berlin, bereits ihre Unterstützung zugesagt.



Parkettleger, Schraubenzieher, Handwerk, Handwerker, Handwerk in Berlin, Magazin
Konstantin Gastmann
Parkettlegermeister Mike Zimmermann

Fußböden Mike Zimmermann – Die richtige Software finden

Schon 2020 erkannte Parkettlegermeister und Firmeninhaber Mike Zimmermann, dass er mit seinen analogen betrieblichen Abläufen immer wieder an Grenzen stieß: Projekte managen, Materiallieferungen und Kund*innenwünsche koordinieren, Kommunikation mit dem Steuerbüro – immer mehr zu organisieren und die Zettelwirtschaft noch zu beherrschen wurde zur echten Herausforderung.

Mit diesen Themen wandte er sich an die Digitalisierungs- und Innovationsberatung der Handwerkskammer. Durch einen Digitalisierungscheck mit Kerstin Wiktor, Beraterin für Innovation und Technologie (BIT), wurde deutlich, was es zu tun gibt und in welcher Reihenfolge die Maßnahmen geplant werden müssen. Wichtigster Punkt war, mögliche Softwarelösungen zu ermitteln. Da nicht nur Mike Zimmermann vor dieser Herausforderung stand, sondern auch seine Innungskolleg*innen, wurde kurzerhand beschlossen, geeignete Softwarelösungen gemeinsam zu prüfen.

Auch Mike Zimmermann half die Förderung „Digitalprämie Berlin“ der Investitionsbank Berlin. So konnte er seine geplanten digitalen Projekte innerhalb eines halben Jahres wirklich umsetzen. Für seinen sehr gut ausgelasteten Handwerksbetrieb war das zwar eine echte Anstrengung, sie hat sich aber gelohnt. Jetzt, wo alles weitgehend läuft, schaut Zimmermann schon auf die nächste Etappe seiner digitalen Reise: „Mit Ortungsgeräten und Wärmebildkamera wollen wir beim Kunden schneller werden und die Qualität unserer Arbeit noch weiter verbessern.“ Die Arbeit auf der Baustelle soll künftig mit digitaler Technik noch besser von der Hand gehen und so das Geschäft insgesamt noch effizienter machen.



Tischler, Tischlerei, Handwerk, Handwerker, Handwerkskammer Berlin, Handwerk in Berlin, Magazin
Tischlerei Zinken & Zapfen
Tischlermeister Klaus Henke

Tischlerei Zinken & Zapfen – Computergesteuert bohren und fräsen

Mit direktem Zugang zum Kreativkaufhaus Modulor am Moritzplatz bietet die Tischlerei Zinken & Zapfen von Klaus Henke ihrer Kundschaft vielfältige Unterstützung bei der Umsetzung kreativer Ideen aus Holz und Kunststoff an. Eine modern ausgestattete Werkstatt mit digitalen Bearbeitungsmaschinen ist dabei ein unabdingbarer Baustein: vom digitalen Scribble über die CAD-Zeichnung bis zum Fertigungsprogramm gelingt hier eine durchgängige digitale Prozesskette.

Den damit verbundenen mehrjährigen Weg der Digitalisierung haben die Beauftragten für Innovation und Technologie (BIT) der Handwerkskammer Berlin mit Rat und Tat begleitet. Mit einem Digitalisierungscheck wurde zunächst der Ist-Zustand des Betriebs aufgenommen, dann wurden weitere Ideen zur Digitalisierung diskutiert und darauf aufbauend sinnvolle und rentable Lösungen erarbeitet und IT-Partner gesucht, die bei der Umsetzung helfen konnten. Dadurch konnte Klaus Henke beispielsweise auch einen Online-Konfigurator auf seiner Webseite integrieren.

Aber noch ist für den Betrieb die digitale Entwicklung nicht abgeschlossen. So spielt Henke etwa mit der Idee einer Cobot-Lösung. Cobots – also „kollaborierende Roboter“ – sind einfach zu bedienende flexible Kleinroboter, die mit Sensoren ausgestattet sind und die Handwerker*innen etwa bei monotonen Arbeiten unterstützen können.

Auch wenn es bisher nur eine spannende Zukunftsidee ist: Theoretisch könnte direkt hinter dem Schaufenster zu Modulor der betriebseigene Cobot Holz fräsen, bohren und schleifen. Für ein solches Vorhaben braucht es allerdings Zeit, Ressourcen und die richtigen Partner. Dr. Jost-Peter Kania, BIT-Berater der Handwerkskammer, brachte Klaus Henke mit einem Berliner Unternehmen zusammen, das individuelle Cobot-Anwendungen mit seiner Kundschaft entwickelt, und hat die Inspiration für diese Idee gegeben.

Derweil steht ein anderes Projekt fest: Um die mit dem umfangreichen Maschinenpark verbundenen hohen Energiekosten langfristig im Griff halten zu können, möchte Klaus Henke die große, ungenutzte Südfassade des Firmengebäudes mit einer Photovoltaikanlage ausstatten.

Als traditionsbewusster Tischlermeister ist Klaus Henke bereits seit rund zehn Jahren ehrenamtlich in der Handwerkskammer engagiert und im Gesellenprüfungsausschuss für das Tischlerhandwerk tätig, wo er seine vielfältigen und digitalen Kompetenzen auch an junge Tischler*innen weitergibt.



Redakteurin:

 

Helena Golz

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