Rotes Rathaus, Berlin
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Was wir für das Berliner Handwerk planen | HANDWERK IN BERLIN 2023 - 4Zukunftsthemen 2024

Pandemie, Ukraine-Krieg, aktuell der neue Nahost-Konflikt und Inflation haben in den letzten drei Jahren das Berliner Handwerk beschäftigt. Deren Auswirkungen und die einhergehende Verunsicherung spürten Betriebe und Beschäftigte. Glücklicherweise hat die Energiepreiskrise zuletzt deutlich an Schärfe verloren und auch die Lieferkettenengpässe lösen sich zunehmend auf. Aktuell zeigt sich das Berliner Handwerk robust. Auch wenn hohe Baukosten zu einer immer größeren Belastung werden und die Inflation weiterhin zu Sorgenfalten beiträgt.

Viele sicher geglaubte Gewissheiten sind in den letzten drei Krisenjahren auf den Prüfstand gestellt worden. Auch wenn die aktuellen Herausforderungen unsere ganze Aufmerksamkeit erfordern, haben wir Themen wie den Fachkräftemangel, die Energiewende oder die digitale Transformation weiterhin fest im Blick. Betriebe können hier auf kompetente Unterstützung und unser weitreichendes Beratungsangebot zurückgreifen.

Zudem steht 2024 das neue Aktionsprogramm Handwerk im Fokus. Teile der Maßnahmen finden sich bereits in den nachfolgenden Ausführungen wieder. Darüber hinaus werden aber auch weitere Schritte, zum Beispiel in den Bereichen genossenschaftliche Gewerbehofprojekte, Azubi-Wohnen oder Diversity-Kompetenz im Handwerk gegangen.

Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen, aber auch auf unsere langfristigen Herausforderungen ergeben sich für das Jahr 2024 folgende Schwerpunkte in unserer Arbeit:



Mit dem „Aktionsprogramm Handwerk 2024–2026“ setzen der Berliner Senat und das Berliner Handwerk zum siebten Mal ihre intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit der vergangenen Jahre fort. Das neue Aktionsprogramm, welches zu Beginn des Jahres 2024 im Berliner Abgeordnetenhaus verabschiedet werden soll, umfasst insgesamt 27 Maßnahmen, die gemeinsam im Zeitraum von 2024 bis 2026 umgesetzt werden sollen. Das Aktionsprogramm zielt darauf ab, gute Rahmenbedingungen für die mehrheitlich kleinen und mittleren Berliner Handwerksbetriebe zu sichern.
Drei wichtige Maßnahmen-Cluster sind die Optimierung der Berufsorientierung, eine Steigerung bei der Gewinnung von Ausbildungsplätzen und deren Besetzung sowie der erfolgreiche Abschluss von Ausbildungsverhältnissen. Dazu werden Ideen und Projekte der jüngeren Vergangenheit auf Relevanz geprüft und weiterentwickelt sowie ein abgestimmtes Maßnahmenpaket geschnürt.
Ziel ist es, in Kooperation mit der HTW Berlin – Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, der Elektro-Innung Berlin, dem OSZ Energietechnik und Vertretern aus dem Berliner Handwerk ein attraktives Ausbildungsangebot zu schaffen, welches die Vorteile einer dualen Berufsausbildung mit denen eines Dualen Studiums kombiniert. Neben dem Gesellenabschluss wird parallel ein Bachelorabschluss erworben. In der weiterführenden Entwicklung ist ein Meisterabschluss zeitnah möglich. Die Einführung des Studiengangs ist für 2025 geplant.
Die aktuellen Förderrichtlinien des Programms „Förderung der Berufsausbildung im Land Berlin“ sind bis zum 30.06.2025 befristet. Im kommenden Jahr möchten wir unsere Erfahrungen und Impulse aus der Umsetzung des Förderprogramms an die Senatsverwaltung für Arbeit weitergeben, uns dazu in den Gremien austauschen und damit zur Weiterentwicklung des Förderprogramms, auch über 2025 hinaus, beitragen. Die Handwerkskammer Berlin unterstützt 2024 bei der finanziellen Förderung der Meisterlehrgänge und des Meisterabschlusses. So können talentierte und motivierte Gesellinnen und Gesellen des Berliner Handwerks ein Weiterbildungsstipendium beantragen. Diese Förderung kann neben den Vorbereitungskursen auf die Meisterprüfung auch für Weiterbildungen eingesetzt werden, die der Entwicklung von Kompetenzen sowie der Persönlichkeitsbildung dienen (u. a. Sprachkurse). Zusätzlich soll ab 2024 der Meisterbonus alle Jungmeisterinnen und Jungmeister im Berliner Handwerk belohnen. Der Meisterbonus dient als Anreiz, den anspruchsvollen Weg hin zu einer Meisterprüfung zu gehen.
Nur durch ehrenamtliche Prüferinnen und Prüfer ist es der Handwerkskammer Berlin möglich, jährlich Tausende von Prüfungen in der Aus- und Weiterbildung abzunehmen. Prüferinnen und Prüfer tragen mit ihrer Sachkunde und ihrem Erfahrungsschatz dazu bei, das hohe Niveau der handwerklichen Berufsabschlüsse zu sichern. Deshalb wollen wir in 2024 den bestehenden Ehrenamtspool ausbauen, die Vernetzung und den Wissensaustausch zwischen Ehrenamt und Hauptamt forcieren, das Schulungskonzept Ehrenamt fortführen und weiterentwickeln sowie Prüferinnen und Prüfer durch Etablieren einer Anerkennungskultur binden.
Die Arbeit an Innovationen braucht methodische Unterstützung und fachliche Begleitung. Der Aufbau eines Innovationszentrums Handwerk soll einen festen Anlaufpunkt schaffen, wo aus Bedarfen und Ideen marktfähige Lösungen entwickelt werden können. In Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Stakeholdern des Berliner Innovationssystems (z. B. Hochschulen und Start-ups) bauen wir das Innovationszentrum Handwerk Berlin weiter auf, welches ab 2024 arbeitsfähig an den Start gehen soll und als InnovationsHub Berlin Teil der ZDH-Initiative „Make Innovation Handwerk“ wird.
Reparieren, Wiederverwenden und Zurückführen in den Wertstoffkreislauf sind ein wichtiger Bestandteil handwerklicher DNA. Dazu leisten wir schon heute einen entscheidenden Beitrag. Nachhaltigkeit geht aber über die rein ökologische Betrachtung hinaus und bezieht ökonomische und soziale Aspekte ein. Hier wollen wir mit der Nachhaltigkeitsberatung der Handwerkskammer ansetzen und gemeinsam mit Partnern aus der Finanzbranche ein Nachhaltigkeitszertifikat für Handwerksbetriebe entwickeln, welches auch den gesetzlichen Anforderungen vonseiten der EU und des Bundes entspricht.
Gemäß einer Studie des Deutschen Handwerksinstituts (DHI) steht schätzungsweise in 125.000 Handwerksbetrieben in den nächsten fünf Jahren eine Übergabe an. Die Babyboomer-Generation tritt in das Rentenalter ein und hinterlässt eine Vielzahl an etablierten Handwerksunternehmen. Die größte Herausforderung für Übergebende ist es, passende, interessierte Übernehmende zu finden. Um diese Lücke zu schließen, bedarf es neben fachlicher, qualifizierter Beratung auch Unterstützung in Form von seriösen, neutralen Nachfolgebörsen, die beim sogenannten Matching unterstützen. Dazu möchten wir – nach dem Vorbild der Nachfolgezentrale in Mecklenburg-Vorpommern – gemeinsam mit der IHK Berlin und der Bürgschaftsbank Berlin eine zentrale Anlaufstelle für dieses Thema einführen.
Seit 2021 existiert das Registermodernisierungsgesetz, welches die Grundlage für eine durchgängig digitale und vernetzte Zusammenarbeit zwischen Verwaltungen in Deutschland schaffen soll. Auf seiner Basis sollen u. a. auch Leistungen der Handwerkskammern nach dem Once-Only-Prinzip angeboten werden. Nachweise werden dann nur noch einmalig übermittelt oder von dritten Behörden abgerufen. Betroffen sind folgende Register der Kammer: Handwerksrolle, Lehrlingsrolle sowie das Verzeichnis der Inhaber*innen von Betrieben eines zulassungsfreien Handwerks oder eines handwerksähnlichen Gewerbes. Dieses Langläufer-Projekt wird zwischen den deutschen Handwerkskammern zusammen mit ihren IT-Dienstleistern und dem Bundesverwaltungsamt in den kommenden Jahren vorbereitet, koordiniert und umgesetzt.
Der elektronische Berufsausweis (EBA) für die Gesundheitshandwerke soll es künftig Betrieben ermöglichen, an vollständig digitalisierten Abrechnungsverfahren mitzuwirken und elektronische Patientendaten nutzen zu können. Mit der zum 1. Januar 2026 verpflichtenden Anbindung der Einrichtungen der Heil- und Hilfsmittelerbringer an die Telematik-Infrastruktur haben die Handwerkskammern als ausgabevorbereitende Stellen die Aufgabe, das Prüfverfahren zu implementieren und vorzubereiten.
 
 


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